Integra Institut, 2007, psychosoziales Rehabilitationsarbeitsbuch

Beschreibung

Das Geschlecht ist ein mehrdimensionales Konzept. Im politischen Kontext ist es wichtig, Geschlechterklischees zu verstehen und zu erkennen. In der Biologie gibt es einen männlichen und einen weiblichen Anteil und dieser ist nicht das einzige Element, das die weibliche oder männliche Identität bestimmt. Es gibt andere Faktoren, wie die soziale Klasse, den ethnischen Hintergrund, das Alter etc. Außerdem wird, was wir darüber lernen, eine Frau oder ein Mann zu sein, von Machtverhältnissen bestimmt, die uns vorgeben, nur auf eine bereits festgelegte Art zu agieren.

  • Modul
  • Vorbeugung
  • Gruppengröße
  • klein
  • Dauer
  • 30 Min
  • Gruppenalter
  • 12 - 15
  • 16 - 19
Kursnummer: YCARE344
Fakultät: Activities / Exercises
CC - Attribution-NonCommercial-ShareAlike
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Ziele der Aktivität

  • In der Lage sein, den Begriff zu definieren.
  • Die politische, kulturelle und soziale Dimension des Begriffs verstehen.
  • Sich kultureller Unterschiede bei der Definition des Geschlechts bewusstwerden.
  • Erkennen, wie die soziale Rolle eines Geschlechts sich auf politische und gesellschaftliche Dimensionen auswirkt.

Beschreibung der Aktivität

  1. Die Teilnehmer arbeiten in Paaren zusammen und benennen die persönlichen Merkmale, Fähigkeiten, sozialen Rollen und Kategorien (Attribute), mit denen sie sich identifizieren. Sie können Adjektive verwenden (wie »ich bin verantwortlich«, »ich bin chaotisch«, »ich bin dominant«, »ich bin emotional« etc.) oder Einstellungen (wie »sich gehen lassen«, »sich um andere sorgen und weniger um sich selbst«, »nicht allein leben können«, »zu laut sprechen«, »ein Gespräch dominieren« etc.) und soziale Kategorien (wie die äußere Erscheinung, soziale Klasse, Alter, ethnischer Hintergrund, sexuelle Orientierung, Rasse, Einschränkungen, Religion).

 

  1. Der Moderator zeichnet drei Spalten auf ein großes Blatt Papier. Die erste Spalte bezeichnet er mit »weiblich« und die dritte mit »männlich«, er lässt die mittlere leer. Nach 10 Minuten soll jedes Paar sich gegenseitig mit den Merkmalen präsentieren, die es zuvor herausgefunden hat. Die Gruppe soll entscheiden, ob die Merkmale männlich oder weiblich oder beides sind. Wenn die Listen mit weiblich und männlichen Merkmalen fertig ist, ergänzen die Teilnehmer fehlende Merkmale.

 

 

  1. Nun vertauscht ihr die Überschriften der ersten und dritten Splate, indem ihr »männlich« über die erste und »weiblich« über die dritte Spalte schreibt. Während ihr die Liste durcharbeitet, diskutiert ihr, ob Frauen die Merkmale und Verhaltensweisen, die Männern zugeschrieben werden, aufweisen können und umgekehrt. Die Attribute, die nicht veränderbar und normalerweise nicht infrage gestellt werden, kommen in die mittlere Spalte. Im Allgemeinen finden wir in der unveränderlichen Liste Begriffe wie »Geschlecht« oder eine »Frau« oder ein »Mann« sein.

 

  1. Markiert die Merkmale der sozialen Kategorien, wie Ethnie, Religion, sexuelle Orientierung, soziale Klasse, Alter etc. Und diskutiert inwieweit diese Kategorien veränderbar sind. Es ist sehr wichtig zu betonen, dass das biologische Geschlecht nicht die einzige »unveränderbare« Kategorie ist. Z. B. ist die Diskussion über die Kategorie »Alter« für junge Frauen sehr interessant, denn obwohl das Alter sich verändert, ist es auch in bestimmten Momenten festgelegt. Was bedeutet es, eine »junge Frau« zu sein?

 

Männlich (Weiblich)

Unveränderlich

Weiblich (Männlich)

Andere dominieren

Macht ausüben

Gebildet

Verantwortlich

Gewalttätig

 

Mittelklasse

Alter

Religion

Herkunft

 

Geschlecht

 

 

 

 

Mittelklasse

Alter

Religion

Herkunft

Fürsorgliche Person

Sich gehen lassen

Gebildet

Verantwortlich

Solidarität

 

Mittelklasse

Alter

Religion

Herkunft

 

Stellt sicher, dass alle Worte in der mittleren Spalte so offen wie möglich diskutiert werden, vor allem die Kategorie »Geschlecht«.

 

  1. Diskutiert, ob ihr wirklich das austauscht, was als austauschbar kategorisiert wurde.

 

Feedback

Erkläre, dass das Geschlecht eine genetische und biologische Kategorie ist, während das soziale Geschlecht (Gender) sich auf soziale/kulturelle Ideen und die zu erwartenden Rollen für Frauen und Männer in der Gesellschaft bezieht. Daher kann der Kontext des sozialen Geschlechts von einer zur anderen Kultur und Gesellschaft variieren. Zeige auf, dass obwohl die sozialen Rollen von Frauen und Männern sich von einer Kultur zur anderen verändern können, es durchweg erkennbar ist, dass Frauen den Männer untergeordnet werden. Erkläre, dass das »soziale Geschlecht« sich daher auf geschlechtsspezifische MACHTVERHÄLTNISSE bezieht, die aus dem Geschlechtsunterschied resultieren.

Zeige auf, dass die Menschen das Geschelcht oft mit dem sozialen Geschlecht oder umgekehrt verbinden, sodass sie dieselben Worte unter beide Begriffe ordnen. Das Wort »soziales Geschlecht« wird oft im falschen Kontext, anstelle des »biologischen Geschlechts« benutzt (z. B. wenn Leute aufgefordert werden, ihr soziales Geschlecht statt ihres biologischen Geschlechts auf ein Formular zu schreiben).

Benötigte Materialien

Stifte, Flipchart

Methodik

Stifte, Flipchart

Beratung für Trainer

Es ist sehr wichtig zu lernen, dass das Verhalten theoretisch geändert werden kann. Die Teilnehmer sollen dies im Kopf behalten, damit sie an einer Veränderung arbeiten können. Aber sie sollten bedenken, dass obwohl dies theoretisch möglich ist, die Machtverhältnisse es oft nicht zulassen. Wir müssen lernen, dass unsere Identität mit vorbestimmten Verhaltensmustern vebunden ist, und dass diese Muster auftreten, weil wir Frauen oder Männer sind! Das sind die Machtverhältnisse!

Der Trainer sollte zuvor schon mit der Übung vertraut sein. Er sollte sich mit gruppendynamischer Arbeit auskennen, sodass er professionell agiert. Die Übung wirft wichtige Fragen auf, vor allem in einer kulturell und religiös vielfältigen Umgebung.

Quellen / Literatur

Women without borders (2006). Young Women Fit for Politcs. Aus:

www.women-without-borders.org